Tütensuppe

Sie kennen die Werbung: Mann schuftet den ganzen Tag hardcoremäßig im Wald und schlägt Feuerholz für die nächsten 10 harten Winter.

Kommt nach Hause und Frau präsentiert eine Tütensuppe: „Für meinen Helden

Gedanken

Cooking the Christmas Lunch von Mike_fleming bei Flickr

Cooking the Christmas Lunch von Mike_fleming bei Flickr

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was diese Werbung uns da eigentlich vermitteln will?

  1. Es schmeckt angeblich richtig nach Suppe – eine pulverisierte Tütensuppe mit Geschmacksverstärker äh… natürlichem Aroma und vielen anderen lustigen Zutaten. Irgendwo schwimmen auch ein paar ehemalige Pilzreste herum.
  2. Der Mann ist für die harte Arbeit da, macht sich Rücken und Knochen kaputt. Macho-Bild halt.
  3. Die Frau ist fürs Kochen zuständig. Oder für die romantisch-emotionale Seite der Beziehung. „Du Schatz, bin ich nicht toll, ich kann ‚kochen'“.
  4. Männer sind so dämlich, das sie das Spielchen nicht durchschauen. Man nennt das auch gerne „Treudoof“.

Und da fragt man sich, wieso sich unsere Gesellschaft kaum weiterentwickelt noch elende Rollenklischees abwirft?

Falls Sie glauben ich übertreibe die Wirkung einer Werbung: Glauben Sie das lieber nicht, die Werbeindustrie ist eine Milliardenbranche. Das viele Geld ist nicht verschwendet.

Effizienz

Was hat das mit unserem Thema hier zu tun? Eine ganze Menge. Denn Tütensuppen sind so etwas wie Beschleuniger. Effizienzbeschleuniger, um genau zu sein. Was glauben Sie geht schneller:

  • Wasser kochen lassen, Tüte rein, rühren
  • Pilze kaufen, abschrubben, zerschneiden, Fonds aufsetzen, Gemüse waschen und schneiden, etc. pp. und so weiter

Da braucht es keinen Doktortitel, um zu sehen, dass die Tüte unterm Strich effizienter ist.

Leider aber ist sie nicht effektiv.

Warum nicht effektiv?

LADDER von marc falardeau bei Flickr

LADDER von marc falardeau bei Flickr

Die Tüte lehnt an einer falschen Mauer.

Sie erinnern sich an dieses Bild: Sicherstellen, dass man sich für die richtige Sache engagiert, wird mit dem Lehnen einer Leiter an der richtigen Mauer umschrieben. Man kann noch so gut im Besteigen der Leiter sein, wenn diese an der falschen Mauer steht, ist man – obwohl ggf. effizient – nicht effektiv unterwegs.

Und wieso ist eine Tütensuppe bzw. die dargestellte Botschaft kein gutes Beispiel für Effektivität?

Nun, weil Sie gleich mehrere Botschaften vermittelt:

  • Du bist mir maximal 2min meiner Zeit wert (also praktisch nichts)„. Mittelfristig wirkt sich das so aus, dass keinerlei Win-Win-Effekt eintreten wird, der bekanntlich für beide von Vorteil wäre.
  • Du arbeitest den ganzen Tag hart für uns und ich schütt mal eben ne Tüte ins Wasser – das reicht doch„. Das ist ein Ungleichgewicht. Auf Dauer wird auch Er es verstehen.
  • Ich bin kein ernst zu nehmender Gesprächspartner, weil ich sowieso alles so billig wie möglich machen will.„. Nun ja. Erklärt sich von selbst denke ich.

Das sind alles Botschaften, die man üblicherweise nicht vermitteln möchte, oder? Vermittelt einer dieser Botschaften eine partnerschaftliche von gegenseitiger Vorteilsgabe geprägte Beziehung? Sehen Sie hier ein Win-Win?

Übertrieben!

Na klar ist dieser Text übertrieben und spitz.

Aber mir platzt regelmäßig der Kragen, wenn man sich mühevoll um ein vernünftiges Miteinander bemüht, Beziehungen zu Menschen aufbaut und pflegt und großen Wert auf Wertschätzung, Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit legt – und dann kommt irgendein Blödmann daher und mutet uns so einen Mist zu.

Ja harte Worte. Aber Selbstmanagement ist nicht immer nur Gruppenkuscheln. Alleine aus unsere Themenecke heraus ist die Botschaft fatal:

Wenig Aufwand, Mühe und Gedanken ist nicht gleichbedeutend mit Pareto (80%-Prinzip) oder in irgendeiner Weise effektiv.

Diese Werbung zeigt uns ganz nett die Gefahr, wenn wir uns zu stark auf Effizienz konzentrieren. Wir verlieren das Wesentliche!

Bin ich wirklich alleine damit, dass ich so etwas nicht gut finde?

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