Alte Lösungen = Stillstand?

Deepak Chopra hat gesagt “If you try to use old solutions to solve new problems, your evolution will slow down.”.

Damit meint er, dass neue Probleme nicht durch bekannte Wege gelöst werden sollten, da ansonsten die eigene Entwicklung behindert wird.

Differenzierung

Ich habe es ja gerne etwas griffiger und nicht automatisch etwas gegen Pauschalurteile. Aber was Chopra hier sagt, muss aus meiner Sicht von zwei Seiten betrachtet werden, hier tut Differenzierung wirklich Not.

Bewährte Lösung = schlechte Lösung?

alexander_witt bei Flickr

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Zum einen steht die Behauptung im Raum, dass bewährte Lösungen automatisch schlechte Auswirkungen haben. Das sagt er zwar nicht explizit, aber er meint es: Sonst würde er nicht einen drohenden Stillstand beschwören, wenn man auf „Altes“ zurückgreift.

Häufig trifft das Gegenteil zu. Neue Lösungen sind immer ein Risiko, niemand kann sagen, ob die Lösung wirklich langfristig funktioniert. Bewährte Lösungen sind aber bereits empirisch belegt: Eine bewährte Lösung ist eine, die ihren guten Nutzen bereits gezeigt hat.

Neue Lösung = potentielle Verbesserung

Aber trotzdem hat er zu einem Teil natürlich Recht. Neue Lösungen können bewährten/alten Lösungen deutlich überlegen sein. Zum einen können neue Lösungen einfacher, schneller, billiger und langfristiger sein und zum anderen kann wenigstens die Suche nach einer neuen Lösung für ein bekanntes Problem nicht schaden: Ohne regelmäßige Suche nach Verbesserung kommen wir in der Tat irgendwann zum Stillstand.

Mittelweg

Ich denke je nach Situation und verfügbarem zeitlichem und finanziellem Bewegungsspielraum kann ein bewährter oder ein neuer Ansatz gewählt werden. Wenn der alte Ansatz schon immer Anlass zu Kritik gegeben hat, steigt natürlich das Bedürfnis nach Verbesserung und damit steigt der Bewegungsspielraum. Man könnte auch sagen „der Leidensdruck steigt, wenn die Lösung nicht gut genug ist“.

Auch hier gilt aber, dass die Suche nach der perfekten Lösung der falsche Weg ist. Wie immer wieder erläutert: Perfektionismus ist in der Regel unnötig. Es gibt nur wenige Gebiete auf denen die „perfekte Lösung“ wirklich angestrebt werden muss – die allermeisten Entwicklungen kommen sehr gut mit einer „gut genug“-Lösung aus.

Optimierung

Wir müssen also immer abwägen, warum wir einen alten, bekannten Lösungsweg ablehnen wollen. Tun wir das vielleicht, weil wir mal wieder Lust auf Neues haben oder brauchen wir ein neues Profilierungsfeld? Oder ist die bestehende Lösung wirklich so schlecht, dass wir bereit sind, viel Zeit und Geld für eine bessere Lösung zu investieren?

Das Optimieren von bestehenden Abläufen lohnt sich oft nur dann, wenn absehbar ist, dass der investierte Aufwand zeitnah eingespart werden kann. Je weiter dieser Zeitpunkt in der Zukunft liegt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Einsparung nicht realisiert wird. Haben Sie den Eindruck, dass Einsparungen, die auf 10 Jahren gerechnet werden, wirklich immer eintreten? Oder ist es in der Regel nicht vielmehr so, dass das Eingesparte dann wieder in neue, bessere Lösungen investiert wird?

Sie gewinnen vielleicht den Eindruck, dass ich sehr allgemein gegen neue Ideen bin. Oh – ganz das Gegenteil ist der Fall, ich liebe neue Lösungswege und Ansätze. Aber ich stimme nicht zu, dass grundsätzlich nur neue Wege eingeschlagen werden sollen. Alte, bewährte Wege sind sehr häufig die wirklich besseren (auch bei auf den ersten Blick neuen Problemen, wie Chopra ja geschickt einschränkt), auch wenn eben weniger modern.

Was ist eigentlich mit bewährten Lösungsansätzen, die überarbeitet werden? Sind das dann automatisch neue Lösungen?

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