Nostalgie & Entrümpelung

Gestern habe ich wieder mal viele Stunden in meinem Keller verbracht.

Da haben sich Jahre an Erfahrung, Leben und Erinnerung gestapelt. Das war mir im Grunde ja klar – und mit einer der Gründe, wieso ich die letzten 3 oder 4 Jahre keinerlei Anstrengungen bezüglich „entrümpeln“ unternommen hatte. Ich habe schlicht „Deckel drauf“ oder „Kopf in den Sand stecken“ gespielt, denn viele der Dinge dort sind schmerzhaft.

Verschwendung

Mein Konsumverhalten war schon immer etwas auffällig – aber meiner subjektiven Ansicht nach nicht überzogen. Ich habe mich in einigen Punkten geirrt.

Beim Aufräumen habe ich Dinge ausgegraben, die sehr offensichtlich machen, wo (zu) viel Geld hin ist: Lederplaner stapelweise (der erste von 1996 – da war ich gerade 20), Ledertaschen, Geldbeutel, Computerhardware (Grafikkarten, Festplatten, Laufwerke, Medien – alleine bestimmte 50 ZIP-Medien, die damals so etwa 30 Mark pro Medium gekostet haben -, Tastaturen, Mäuse), Werkzeug (ich besitze offenbar doch genug Zollstöcke (es sind deren 8 nach aktueller Zählung), jedes erdenkliche Werkzeug, elektrische Geräte für alles und jedes), Computer-Programme (… das war wirklich schmerzhaft, wenn man überlegt, was Lizenzen für Compiler, Officeprodukte, Buchhaltung etc. kosten), Computer-Spiele (noch schlimmer… ich spiele de fakto nie am PC, besitze aber eine Anzahl Computerspiele, die für die Ausstattung eines kleinen Ladenlokales reichen würde) und Fachliteratur (ich habe keine Ahnung, wie viele Papierabfuhren das dauern wird). Ach ja und natürlich Geschirr, Deko, Möbel…

Persönliches

Die persönlichen Erinnerungen waren die Dinge, die mich vom Aufräumen bisher abgehalten haben. Neben dem „Berg“, der so offensichtlich war, dass ich praktisch beim Anblick bereits die Motivation verloren habe.

Erinnerungsstücke an schöne Urlaube, gute und weniger gute ehemalige Beziehungen, an persönliche Entwicklungen. Ab und zu kam es vor, dass ich ein völlig belangloses „Ding“ in die Hand genommen habe und plötzlich eine innere Schwermut eingesetzt hat. Dinge los und die Vergangenheit ruhen zu lassen fiel mir nie besonders leicht – aber gestern habe ich das gleich dutzendfach geübt.

Eingebildeter vs. realer Aufwand

Wenn man den Berg vor sich sieht, glaubt man, dass man Monate bräuchte, um den Berg abzutragen – weil es Monate gedauert hat, ihn aufzubauen.

Das ist ein Irrtum. Mit ein wenig Motivation (mir hat die CD „Mr. Scruff – Keep it unreal“ sehr geholfen) und genügend vielen großen Kartons und Mülltüten, geht das richtig flott. Und man wird im Laufe der Zeit immer schneller, weil man immer schneller entscheiden kann.

Einziges reales Aufwandsproblem bleibt die Abfuhr zur Mülldeponie und das Bereitstellen des Sperrmülls.

Regeln

Ich habe mich gestern an ein paar einfache Regeln gehalten, die ich gerne auch empfehlen möchte:

  1. Nostalgie und Erinnerung ist schön – aber nur einen kurzen Moment lang.
  2. Pausen so oft wie nötig, keinen großen Druck auf sich selbst ausüben.
  3. Nichts „muss“ weggeworfen werden. Alles „darf“ aber. Sind schließlich alles Dinge, die seit mindestens 6 Monaten nicht mehr angepackt wurden. Das meiste davon eher über viele Jahre nicht mehr.
  4. Man braucht keine Objekte/Bücher/Zettel, um sich an schöne Zeiten zu erinnern.
  5. Man braucht auch keine Objekte/Bücher/Zettel, um sich an weniger schöne Zeiten zu erinnern und sich damit zu quälen, was man verloren und welche Fehler man gemacht hat. Irgendwann ist Schluss damit.
  6. „Anfassen“ – „Entscheiden“. Alles, was man anfasst, auch sofort irgendwie bearbeiten. Das meiste kommt in den Müll, anderes wird thematisch in Kartons gepackt („Elektro“, „Bücher“, „Bürobedarf“ etc.). Diese Kartons werden später in Regale eingeräumt, sobald der Keller einigermaßen „leer“ ist.
  7. Sich einen Partner zum Mithelfen organisieren. Auch wenn dieser Partner nur daneben steht – eine große Hilfe, sich immer mal wieder verbal mit den Dingen auseinanderzusetzen, die man gerade gefunden hat. Und man hat jemandem zum Rumkommandieren 😀

Fazit

Es ist ein echt tolles Gefühl gestern und die Tage so viel geleistet zu haben. Ich habe einiges entdeckt, was jetzt bei Amazon im Verkauf steht (und teilweise bereits verkauft ist), anderes, was mir die eine oder andere Investition in der Zukunft spart – aber viel wichtiger: ich habe endlich entdeckt, wo ein Teil meines Geldes geblieben ist und kann endlich fundierte Entscheidungen treffen.

5 Kommentare

  • Noch ein kleiner Tipp um nicht wieder einen zugemüllten Keller oder Haus zu haben:
    Einfach gleich entscheiden, was mit den Dingen passieren soll, die man gerade in der Hand hält und nicht irgendwo ablegen, das macht das Aufräumen um so müseliger.
    Gleich die Dinge an ihren Ort zu bringen spart unterm Strich Zeit und Nerven 😉

  • guter Artikel, die meißten Menschen kennen ja diese Problematik, bzw. ich kenne niemanden der nicht unter der Last seiner Anhäufungen stöhnt. Ich habe mir zum Jahreswechsel den Kalender „Weg damit“ gekauft und dort wird jeden Tag etwas anderes angepackt.
    Meine Empfehlung wenn man sehr viele Stücke hat, kann man manches auch einfach fotografieren, damit es nicht vergisst, eine Möbel vielleicht, oder auch nur einen Artikel in einer Zeitung. So hat man die Erinnerung und kann es trotzdem entsorgen!

  • Erinnerungsachen können weiter aufbewahrt werden solange die nicht zu viel Plätze brauchen – und die reste Entrümpelungen kann man verschenken oder ab ins Trödelmarkt 🙂

    • Oder man könnte den Kram 6 Monate in eine Kiste packen – und dann wegwerfen, falls man die Sachen bis dahin nicht vermisst hat 😉

      Erinnerung sind so eine Sache. Manche Dinge aufzuheben ist sicher gut – andere wiederum muss man loslassen. Jeder entscheidet das wohl nach Leidensfähigkeit und eigener Wahrnehmung…

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