Anti Kurz-E-Mail

Wir verbringen zwischenzeitlich viel Zeit mit dem Beantworten bzw. Bearbeiten von Mails. Daher wird häufig der Tipp gegeben, man solle sich bei Antworten zumindest bei gut bekannten Empfängern auf wenige Sätze beschränken und beispielsweise die Anrede und den Gruß weglassen.

Ich bin im Grunde dagegen.

Höflichkeit

Jesslee Cuizon bei Flickr

Jesslee Cuizon bei Flickr

Es gibt nämlich so eine Sache, die landläufig als Höflichkeit bezeichnet wird. Dazu gehört ein respektvoller Umgang miteinander und mit den Interessen und Anliegen anderer Menschen. Für mich gehören zur Höflichkeit auch eine vernünftige Ansprache und ein passender Gruß.

Wenn mir jemand auf dem Flur begegnet, den ich mit Namen kenne, spreche ich ihn mit dem Namen an. Und wenn mir der Name nicht geläufig ist zumindest mit der Tageszeit. Immer.

Wieso also sollte ich bei E-Mails darauf verzichten?

  • Weil es Zeit spart. Ich bitte Sie. Wenn Sie so schlecht/langsam Tippen, dass ein „Hallo XYZ“ schon zu viel Zeit kostet, sollten Sie dringend an Ihren Tipp-Fähigkeiten arbeiten.
  • Wenn Sie die 2 Sekunden einsparen wollen, die es dauert, um den Gruß zu tippen, damit Sie mehr Zeit in die Tätigkeit investieren können, die Sie wegen der E-Mail gerade unterbrochen haben…merken Sie es selbst? Wieso unterbrechen Sie Ihre Tätigkeiten überhaupt wegen einer E-Mail?
  • Weil der Gruß überflüssig ist, der Empfänger kennt mich doch. Na und? Müssen gerade Bekannte auf Höflichkeit verzichten, weil sie uns kennen?
  • Weil der Empfänger auch Zeit und Mühe spart. Das habe ich wirklich irgendwo gelesen. So schlecht kann man gar nicht lesen, dass drei oder vier Worte so viel Zeit kosten.

Man möchte meinen Höflichkeit sei unbezahlbar. Und trotzdem steht sie heute bei vielen zur Disposition. Wer sich nicht die Mühe machen möchte und mich wenigstens vernünftig anspricht, der kann kein Anliegen haben, dass für mich in irgendeiner Weise wichtig ist. Anders ausgedrückt: Ohne Anrede ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Mail ungelesen im Papierkorb landet.

Effizienzsteigerung und Zeiteinsparungen sind oft sinnvoll und notwendig. Aber es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen.

Ausnahmen

Selbstverständlich gibt es von jeder „absoluten“ Regel auch Ausnahmen.

Es gibt nur wenige Situationen, in denen ich das Weglassen von diesen Standard-Floskeln akzeptieren kann:

  • Beispielsweise dann, wenn die E-Mail-Korrespondenz als Telefonat-Ersatz herhalten muss und im Chat-Stil geschrieben wird.
  • Auch akzeptabel finde ich ein kurzes „Ja“ oder „Nein“, wenn lediglich die eigene Zustimmung (oder Ablehnung) signalisiert werden muss.

Das war es aber so ziemlich schon.

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